Yoga

ein psychologisch fundiertes Verfahren

Was ist Yoga?

Yoga ist ein sehr komplexes Übungssystem mit vielen physiologischen, psychologischen, sozialen und spirituellen Facetten. Ein Aspekt von vielen ist „Yoga zur Entspannung“. Zu diesem Zweck werden im Yoga Muskelkontraktion und Muskeldehnung in komplexen Körperhaltungen (sog. Asanas) sowie Atem-, Konzentrations- und Visualisierungsübungen eingesetzt. Diese Übungen führen zu einer Entspannungskompetenz und zu einem wesentlich gesteigerten (körperlichen) Wahrnehmungsvermögen. Darüber hinaus kann Yoga zur Persönlichkeitsentwicklung beitragen, wenn die im körperlichen Bereich erlernte Achtsamkeit im emotionalen und geistigen Bereich eingesetzt wird. Das bedeutet u.a., dass die Kommunikationsbefähigung auf der Basis einer erhöhten Aufmerksamkeit für den Körper beruht: Die Übenden kommunizieren nach außen bei gleichzeitigem Kontakt mit ihrem Körper; anders ausgedrückt: sie sind sich selbst nahe, wenn sie mittels Kommunikation die Nähe zu anderen praktizieren. Daher ist der Name der ältesten Yogaschriften „Upanisad“ was „Nahe beieinander sitzen“ bedeutet..

Anwendungsgebiete & Wirkungsweise

Yoga ist ein übendes Verfahren. Dabei wird die körperliche Wahrnehmung gesteigert. Übende erfahren die Wirkung also zunächst an oder im Körper, so dass sie z.B. besser spüren, welche Körperhaltungen wie auf sie wirken. Durch die Übungserfahrung können Menschen, die Yoga praktizieren, u.a. ihr Wohlbefinden eingenverantwortlich steigern und ihre Gesundheit effektiv stärken. Darüber hinaus wird die allgemeine Wahrnehmungsfähigkeit gefördert, z.B. weil automatisch ablaufende (Wahrnehmungs- und Interpretations-)Muster bewusst gemacht und damit reduziert werden. Das führt zu einer Steigerung des Selbstreflexionsvermögens und unterstützt dadurch die Weiterentwicklung der Persönlichkeit. Vor diesem Hintergrund gibt es viele Hinweise für die Linderung psychischer Probleme (Depression, Ängste, Zwangsstörungen, Störungen der Affekte etc.). Ebenso werden aber auch medizinische Veränderungen beobachtet wie z.B. die Linderung regulativer Probleme (Bluthochdruck, Muskelverspannung, Schlafstörung, Schmerzstörung etc.).

Wie läuft typischer Weise ein Kurs/der Unterricht ab?

Ein Yogakurs beginnt mit der Anleitung zu konkreten körperlichen Haltungen (Asanas). Nach den Körperübungen folgen Atemübungen (Pranayamas), Konzentrationsübungen (Meditation) und kommunikative Selbstreflexion (Samyama). Wenn die Teilnehmer/innen diese Übungen durchführen, werden sie durch den/die Yogalehrer/in begleitet, geführt und ggf. auf Ausführungsfehler hingewiesen. Nach den Übungen beobachtet jede/r Teilnehmer/in für sich selbst, wie die Übungen auf ihn oder sie gewirkt haben. Die Besprechung der individuell erlebten (Nach-)Wirkungen ist fester Bestandteil des Yogaunterrichtes i.S. eines freiwilliges Angebotes. U.U. können sich daraus auch vertiefende Gespräche ergeben, z.B. wenn sich dem oder Yogalehrer/in Auffälligkeiten bei dem oder der Teilnehmer/in erschließen.

Für wen ist Yoga geeignet, für wen nicht?

Yoga ist für jeden durchschnittlich gesunden Menschen geeignet. Es gibt keine Altersbegrenzung nach oben oder nach unten, denn die Übungen werden altersgerecht bzw. spezifisch für die jeweilige Zielgruppe ausgewählt. Es gibt aber medizinisch-psychologische Kontraindikationen wie etwa Psychosen, stark instabile Persönlichkeit, Personen mit starker Immunschwäche, nicht hinreichend regenerierte Bandscheibenvorfälle, fortgeschrittene Demenz. Dem gegenüber stehen Indikationen, bei denen sich Yoga lindernd auswirkt wie z.B. Ängste, Depression, Zwänge, psychosomatische Beschwerden oder Haltungsschwäche.

Häufige Fragen zum Yoga und ihre Antworten:

Ist Yoga nur etwas für mich, wenn ich sehr gelenkig bin? Gelenkigkeit ist keine Voraussetzung, Yoga kann jeder erlernen! Es wie beim Sport: Fast jede/r kann Walking oder auch etwas Jogging, ohne sich dabei aber ernsthaft die Frage nach einem Marathon zu stellen. Es kommt deshalb auch beim Yoga immer darauf an, was der oder die Einzelne erreichen möchte will.

Ist Yoga eine Religion? Nein, auch wenn spirituelle Aspekte beim Yoga eine bedeutende Rolle spielen können.

Welche Qualifikation müssen Yogalehrer haben? Yogalehrer sollten eine gute körperliche Übungspraxis und eine fundierte und differenzierte Anleitungskompetenz haben. Darüber hinaus sollten sie in der Kommunikation und Wahrnehmung geschult sein, damit sie ihre Teilnehmer im Auge behalten und ggf. hilfreich und fachkompetent begleiten können, z.B. wenn Übende an ihre Grenzen stoßen.

Zur Geschichte des Yoga:

Yoga ist ein Verfahren, das ca. 5.000 Jahre alt ist, und das auf Übungssystemen zur Gesunderhaltung, Reinigung und Entspannung sowie zur spirituellen Reifung aus dem indischen Raum basiert. Immer wieder kamen neue Gesichtspunkte von außen hinzu, z.B. die Beziehungsperspektive in der Upanishadischen (1200 v. Chr. bis 800 n. Chr.) oder körperliche Aspekte (Asana, ca. 1200 n. Chr). Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gelangte Yoga in den Westen, wobei es bis heute andauert, dass die Menschen im Westen verstehen, was Yoga wirklich ist. Ein wichtiger Beitrag dazu ist die Yogaforschung aber auch die „Entdeckungen“ verschiedener Berufsgruppen, wie und wo Yoga nützlicherweise eingesetzt werden kann usw.

Literatur für AnwenderInnen:

  • Krusche, H. (2007): Das verborgene Wissen bei Freud und Patanjali. Beziehung, Heilung und Wandlung in Yoga und Psychoanalyse. Stuttgart Theseus
  • Sriram, R. (2006): Patanjali. Das Yogasutra, von der Erkenntnis bis zur Befreiung. Stuttgart Theseus

Literatur zur wiss. nachgewiesenen Wirksamkeit:

  • International Journal of Yoga Therapy (Hg.): Therapy, International Association of Yoga Therapists. P.O. Box 12890, Prescott, AZ 86304, USA
  • Weitere internationale, wissenschaftliche Untersuchungen zum Yoga finden sich auf www.iayt.org

     

Links zu Yoga:

Video-Links zu Yoga

Aus einem Yoga-Kurzprogramm für Laien zum "Schnuppern":